Vereinsgeschichte

75 Jahre Höhen und Tiefen

Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die sich erinnern können, wie es 1948 war. Der Krieg lag gerade drei Jahre zurück und seine Spuren waren noch überall gegenwärtig. Aber das Schlimmste war überstanden und es lag nicht nur der wirtschaftliche Aufschwung vor den Menschen, sondern es gab auch einen riesigen kulturellen Aufholbedarf.

Und so beschlossen einige Burgholzhäuser Bürger am 19. Juli 1948 nach der Aufführung einer Freilichtaufführung, welche die Arbeiterwohlfahrt organisiert hatte, die Burgspielschar zu gründen.

In den ersten Jahren des Bestehens gab es auch gleich ein reges Programm; es wurde regelmäßig im Sommer ein Stück auf der Freilichtbühne und im Winter ein Stück im Saal gespielt. Mit der Stadt Frankfurt, der das Gelände der Alten Burg gehört, wurde schon 1951 der erste Gestattungsvertrag geschlossen um den Spielbetrieb zu sichern. Aber es wurde nicht nur dort gespielt; 1950 gab es mit dem „Schinderhannes“ das erste Gastspiel auf der Lochmühle und in den folgenden Jahren folgten weitere Gastspiele in Oberkleen, Hochelheim bei Butzbach und in Petterweil. Es war jedes Mal ein gewaltiger Aufwand, mit allen Beteiligten und dem nötigen Bühnenmaterial in die Gastspielorte zu fahren. Da die Motorisierung ja bei weitem noch nicht so fortgeschritten war wie heute, kamen nicht nur Autos zum Zuge, sondern es wurde auch noch so mancher Pferdewagen eingespannt. Aber dafür gab es auch riesigen Zuspruch wo immer die Burgspielschar hinkam. Legendär ist die Aufführung in Oberkleen im Jahre 1951, zu der 12.000 Zuschauer erschienen, die sich ihre Sitzgelegenheiten zum Teil selber mitbringen mussten.

Ende der fünfziger Jahre gab es eine erste Periode mit rückläufigen Mitgliederzahlen die dazu führten, dass im Jahre 1960 erstmals keine Aufführungen stattfanden. Schwierig war es auch Anfang der sechziger Jahre, als es keinen bespielbaren Saal mehr in Burgholzhausen gab. Das änderte sich erst wieder 1965 mit dem Neubau der Turnhalle am Sauerborn.

Mit „Schneewittchen“ führte die Burgspielschar 1968 zum ersten Mal ein Märchen auf und das war im Grunde der Grundstein für die heute noch bedeutende Jugendarbeit im Verein. Denn es wurde nicht nur für Kinder gespielt, sondern zunehmend wurden Kinder und Jugendliche in tragende Rollen der Stücke eingebunden. Eine Entwicklung, die zwar mit Pausen unterbrochen war, aber bis heute eine vorrangige Bedeutung in der Arbeit des Vereins hat.

Während in den siebziger Jahren überwiegend Kinderstücke unter Beteiligung der inzwischen starken Jugendgruppe zumeist im Saal oder der Turnhalle gespielt wurden, gab es in den achtziger Jahren wieder mehr Stücke für Erwachsene und die wiederum auf der Freilichtbühne. Seit 1990 ist die jährliche Freilichtaufführung für Kinder auf der Freilichtbühne eine feste Institution im Friedrichsdorfer Kulturgeschehen.

1972 wurde das Gelände Alte Burg für den Freilichtbühnenbetrieb neu hergerichtet; es wurden Wege angelegt und die Bühne saniert. Die nächste große Erneuerung erfolgte im Jahre 2001. Nachdem ein im Jahre 2000 neu gewählter Vorstand die Finanzen des Vereins wieder in Ordnung gebracht hatte, wurde als erste Baumassnahme auf der Freilichtbühne ein Container für die Garderobe aufgestellt und zwei Jahre später wurde das Toiletten- und Lagerhaus gebaut. Damit wurde das langjährige Provisorium beendet, das einige Mitglieder schon Zirkusleben genannt hatten. Denn es gab bis dahin für die Garderobe und Bewirtung zu jeder Aufführung nur provisorische Zelte und die Akteure mussten sich zum Teil im Freien umziehen. Als Toiletten waren bis dahin nur Dixi Kloos im Einsatz. Und endlich konnten die Bühnenteile und Stühle für die Zuschauer vor Ort eingelagert werden und müssen nun nicht mehr in umliegenden Scheunen eingelagert und jedes Mal herangekarrt werden.

Seit dem Jahr 2001 wurden unsere Freilichtproduktionen fast ausschließlich von professionellen Theaterpädagogen und Regisseuren betreut. So konnte das Ensemble über die Jahre von der Erfahrung und dem Wissen der Profis profitieren und die Qualität der Inszenierungen ist stetig gewachsen. So strahlt die Wirkung von mehr als zehn Jahren Erfahrungen unter fachlich fundierter Anleitung auch in die Winterstücke. Ergänzt wird dies noch durch die beim Verband Deutscher Freilichtbühnen oder dem Landesverband Hessischer Amateurbühnen besuchten Lehrgänge, die durch Austausch mit anderen Amateuren und Weiterbildung bei Experten neue Einflüsse in den Verein bringen.

Neubau 2003

Errichtung eines Toiletten- und Lagerhauses

Seit 1948 führt die Burgspielschar ihre Freilichtstücke auf der „Alten Burg" an der Weinstraße in Burgholzhausen auf und in all den Jahren wuchs das Bedürfnis, die Rahmenbedingungen bei den Aufführungen zu verbessern. Die provisorischen Toiletten waren dabei nur ein Mißstand von vielen. Großen Aufwand erforderte es zum Beispiel auch, Jahr für Jahr die Bühnenteile und Requisiten aus den verschiedenen angemieteten Lagerräumen erst auf die Alte Burg zu transportieren und anschließend wieder zurück.

Am 22.3.03 war es endlich soweit, der erste Spatenstich für das schon lange geplante Toiletten- und Lagerhaus konnte bei strahlendem Sonnenschein stattfinden. Nach jahrelangen Planungen und Vorbereitungen, bei denen viele Hindernisse überwunden werden mussten, konnte nun endlich mit dem Bau begonnen werden und zur Premiere von „Max und Moritz" am 21.6. stand dem Verein eine Lager- und Werkhalle und dem Publikum ein festes Toilettenhaus zur Verfügung. Das Gebäude, das in Fertigbauweise aus Massivholz errichtet wird, beherbergt zusätzlich einen Lagerraum für Bühnenteile und Requisiten und befindet sich auf dem vorderen Teil des Geländes. Nach dem ersten Spatenstich wurde denn auch gleich mit dem Aushub der Erde für die Bodenplatte begonnen.

Als im Verein die finanziellen Voraussetzungen geschaffen waren, konnte der im Jahr 2000 gewählte Vorstand unter Ottmar Kunkel, Beate Hild und Manfred Fels das Bauvorhaben endlich in Angriff nehmen. Zunächst war die Zustimmung der Stadt Frankfurt erforderlich, denn was kaum bekannt ist, das Grundstück ist kein öffentliches Gelände. Es gehörte nie dem Ort selbst, sondern in früheren Jahrhunderten immer den jeweiligen Ortsherren von Holzhausen. 1860 wurde es von der Frankfurter Patrizierfamlie „von Holzhausen", deren Vorfahren aus dem Ort kamen, vom Staat käuflich erworben. Adolph von Holzhausen vermachte das Gelände per testamentarischer Verfügung nach seinem Tod 1923 wie alle seine anderen ländlichen Besitztümer der Stadt Frankfurt. So wurde als eine der ersten Maßnahmen vom Vorstand der Burgspielschar der bereits bestehende Pachtvertrag mit der Stadt Frankfurt entsprechend geändert und die Burgspielschar hat das Gelände für die nächsten Jahrzehnte in Pacht übernommen mit der ausdrücklichen Genehmigung für den geplanten Neubau. 

Das Genehmigungsverfahren lief anfangs mit allen beteiligten Ämtern und Behörden problemlos, bis sich ein Beamter im Landesamt für Denkmalschutz stur stellte. Er wollte den Bau des Toilettenhäuschens kompromislos verhindern. Seiner Ansicht nach hätte nicht eine Schippe Sand bewegt werden dürfen. Nach mehreren Gesprächen, bei denen auch Bürgermeister Horst Burghardt und Landrat Jürgen Banzer die Burgspielschar unterstützend beteiligt waren, sowie ein Brief an die frühere Ministerin Ruth Wagner wurde endlich ein Weg gefunden, der auch den Belangen des Denkmalschutzes Rechnung trägt. Dazu gehört als eine der wichtigsten Maßnahmen, daß die Erdarbeiten denkmalfachlich überwacht werden. So wurden bereits vor dem Anrollen des Sandschiebers Probebohrungen vorgenommen um die Beschaffenheit des Erdreiches aus archäölogischer Sicht zu untersuchen und bei allen Erdarbeiten waren Archäologen zugegen, die den bewegten Erdaushub genauestens untersuchten.
Als nächstes wurden die Fundamente und die Bodenplatte mit Stahlbeton ausgegossen. In den Beton der Bodenplatte wurde ein Stahlbehälter versenkt, in dem ein paar Dokumente der Burgspielschar eingeschlossen sind. Dann endlich konnten die Hallenbauer der Firma Drott kommen und in zwei Tagen war das Gebäude komplett errichtet. Die Dachziegel wurden in Eigenarbeit aufgelegt und dann folgte der Innenausbau der Toiletten, Werkstatt und Küchenzeile.